Die Herzschule als interdisziplinäres, multiperspektivisches, salutogenetisches Gruppenkonzept gibt es seit 1998 zunächst in Berlin, inzwischen auch in Hamburg, München und Herdecke sowie in den Niederlanden.
Das Angebot richtet sich an Menschen mit chronischen Herz- Kreislauferkrankungen und chronischer Stressbelastung sowie mit Risikofaktoren für eine zukünftige Herz-Kreislauferkrankung. Als Besonderheit werden ggf. auch die Angehörigen mit einbezogen. Die Herzschule ergänzt die Schulmedizin, hilft den eigenen inneren Arzt zu entdecken, Entscheidungen zu treffen, sich auf etwas einzulassen ohne Verlustängste. Die Patient:innen setzen sich mit Fragen auseinander, wie: Was ist für mich individuell Gesundheit? wie erlebe ich meine Erkrankung in meinem biographischen Kontext?
Es geht darum, Veränderung durch „gute Gewohnheiten“ zu ermöglichen, indem alte Automatismen bewusst gemacht und allmählich durch neue Handlungsmöglichkeiten ersetzt werden. Veränderung wird am Verhalten und am Tun gemessen, nicht am Erfolg oder Ergebnis. Ausschlaggebend sind nicht Mess-Werte oder Leistung, sondern die zunehmende Freude am „gerne leben“. Nicht was „soll ich“, sondern was „will ich“ ändern. Das ist die Brücke, die uns auf der internationalen Herzschultagung im Frühjahr 2024 direkt zu Positive Gesundheit führte!
Mittlerweile hat die Herzschule München Positive Gesundheit in ihr Konzept integriert. Dr. med. Maria Kreye, Mitbegründerin der Herzschule, berichtet im Folgenden von ihren ersten Erfahrungen mit einer Patientengruppe:
Nach einer kurzen Einführung haben wir die Patient:innen gebeten, das Spinnennetz auszufüllen. Im Plenum hat dann jede Person mitgeteilt, wie das „Bild“ auf sie wirkte: „wie geht es mir gerade?“. Es war beeindruckend, wie ein geradezu „energetischer Shift“ entstand, weil für jeden offensichtlich wurde, wieviel Tragfähiges und Heilendes in den verschiedenen Dimensionen in jeder Person jeweils vorhanden war. Statt sich auf Beeinträchtigendes, Sorgen und Beschwerden zu konzentrieren, waren wohltuendes Erstaunen, erleichtertes Ausatmen, eine zunehmende Begeisterung und innere Sicherheit für jeden spürbar.
Dann tauschten wir uns in Kleingruppen - jeweils unter Leitung eines zertifizierten Trainers – aus zu den nächsten zwei Fragen des „anderen Gesprächs“: „Was ist wichtig?/Was willst du?“ und „Was ist machbar?/Was kannst du tun?“ Die ansteckende Freude und der inspirierende Austausch weckten die Lust auf Veränderung.
Wir haben dann angeregt, die individuellen Ideen und Vorsätze möglichst schon während des Seminars einfließen zu lassen bzw. im Bewusstsein zu halten. Das gelang sehr gut, weil wir das gesamte Seminarprogramm mit den verschiedenen Angeboten entlang der 6 Dimensionen gestaltet hatten und so ein „Wiedererkennen“ ermöglicht wurde.
Am Abschlusstag thematisierten wir - wieder in den Kleingruppen - die beiden letzten Fragen des „Anderen Gesprächs“: „Was ist der nächste Schritt?“ „Was hält dich auf und was brauchst du an Unterstützung dafür?“ Dieser jeweils konkrete Schritt wurde schriftlich von den Teilnehmer:innen festgehalten und im Plenum nochmals laut ausgesprochen, so dass die Gruppe wie eine Zeugin wirksam werden konnte.
Ich hatte Gelegenheit, zwei Teilnehmer nach ein paar Wochen in der Sprechstunde zu sehen – beide hatten ihren Vorsatz umgesetzt und waren begeistert am Üben. Es waren beides interessanterweise ehemalige Herzschulteilnehmer, die von dem neuen Konzept ebenso überzeugt waren, wie wir als Team: Positive Gesundheit ermöglicht einen guten Leitfaden und einen klaren strukturellen Rahmen, auf den wir uns immer wieder mit unseren Angeboten beziehen können.
Es ist ein sehr konkretes, schnell umsetzbares Tool, was sich leicht integrieren lässt in die Herzschule, ohne eigene Werte und Inhalte aufgeben zu müssen und - vielleicht am Wichtigsten – es ist nachhaltig: wir haben jeden Teilnehmer damit erreicht und einen Veränderungsfunken entzünden können.
© Dr.med. Maria Ursula Kreye, Herzschule München e.V.
www.herzschule-muenchen.de
November 2024